
Vor kurzem hat meine Frau die Diagnose Alzheimer-Demenz erhalten. Wir wissen, dass die Krankheit fortschreitet und nicht heilbar ist. Da auch ich nicht mehr der Jüngste bin, machen wir uns Gedanken was sein wird, wenn ich meine Frau zu Hause nicht mehr richtig versorgen kann. Gibt es Alternativen zu einem Pflegeheim? Wie finden wir für die Zukunft eine passende Wohnform für meine Frau? Es soll ihr ja gut gehen."
Manfred J. aus Kerpen


Darum geht's
Eine Demenzerkrankung bringt besondere Herausforderungen für Pflege und Betreuung mit sich. Wenn absehbar ist, dass eine dauerhafte Versorgung zu Hause nicht (mehr) möglich ist, können alternative Wohnformen in Betracht gezogen werden. Dabei stellt sich die Frage, welche Optionen grundsätzlich passend sind und worauf es bei der persönlichen Auswahl ankommt.

Nachgefragt bei....
Aline Wybranietz, Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e. V.
Eine pauschale Empfehlung für „die eine Wohnform“ für Menschen mit Demenz gibt es nicht.
Eine Demenzerkrankung,
- bringt in jedem Stadium neue Herausforderungen mit sich
- verläuft so individuell wie die betroffene Person selbst ist
- betrifft immer das ganze familiäre und soziale Umfeld, also Partner, Kinder, Freunde und weitere Bezugspersonen.
Die Entscheidung für einen Umzug ist ein schmerzliches Thema, emotional belastend, häufig von Schuldgefühlen begleitet, organisatorisch aufwendig und erfordert eine gründliche Vorbereitung und viel Sensibilität.
Mögliche alternative Wohnformen
+ Pflege zuhause
Unter Umständen kann die Pflege einer an Demenz erkrankten Person zu Hause bis zum Lebensende gelingen. Dafür ist es wichtig, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Ein Netz aus Angehörigen – wie Familie, Freunde oder Bekannte – sowie professionellen Diensten für Pflege und Betreuung sowie Selbsthilfeangeboten sollte frühzeitig aufgebaut werden. Wenn bereits im frühen Stadium der Demenz verschiedene Hilfen einbezogen werden, können die betroffenen Personen die Helfenden kennenlernen, Vertrauen entwickeln und die Unterstützung leichter annehmen. Hier kann zum Beispiel das Angebot einer Tagespflege wertvolle Entlastung schaffen und die Lebensqualität positiv beeinflussen.
+ Betreutes / Service Wohnen
Das klassische „Betreute / Service Wohnen“ ist für Menschen mit Demenz häufig eher ungeeignet, da das Fortschreiten der Erkrankung weitere Hilfen und Ausweitung der Betreuung erforderlich macht.
Diese Wohnform ist häufig eingebettet in Wohn- und Pflegezentren. Diese stellen eine erweiterte Möglichkeit der Versorgung dar, da sie mehrere Wohn- und Pflegeformen nebeneinander anbieten: Service Wohnen, Tagespflege, Ambulante Pflegedienste, Pflegeheime. So können bspw. Paare gemeinsam einziehen, bei steigendem Pflegebedarf wird der Übergang in eine umliegende, geeignetere Pflegeform ermöglicht.
+ Demenz WGs
Eine Demenz-WG bietet eine sichere und selbstbestimmte Wohnform in einer kleinen Gruppe. Hier leben ca. 8 bis 12 Menschen mit Demenz gemeinsam in einem Haushalt und werden rund um die Uhr professionell betreut. Das Plus dieser Wohnform ist das sehr familiäre Umfeld, in dem individuelle Bedürfnisse und Förderung ihren Platz finden. Ein Langschläfer kann hier ein Langschläfer bleiben. Und: Personen, die hier einziehen, können bis zum Lebensende wohnen bleiben. Meist findet ein Umzug in eine solche WG im mittleren Stadium einer Demenz statt.
+ Pflegeheim
Ein Pflegeheim wird häufig in fortgeschrittenen Stadien der Demenz relevant, wenn die häusliche Pflege trotz aller Hilfen nicht mehr ausreicht. Im Heim werden die Bewohnerinnen und Bewohner rund um die Uhr betreut und versorgt. Es gibt hierbei unterschiedliche Formen: Menschen mit Demenz, die in gemischten Gruppen leben oder aber auch Stationen, die auf Demenz spezialisiert und ausgerichtet sind.
+ Demenzdorf
In einem Demenzdorf leben Menschen in einem geschützten Areal. Alltagsorte wie Supermarkt, Café oder Friseur sind integriert, sodass die Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin alltägliche Aktivitäten ausüben können.
Welche ist die „richtige“ Wohnform?
Entscheidend ist immer, was tragbar ist – emotional, organisatorisch und finanziell. Wichtig dabei: Neben allen Fakten sollte auch das Bauchgefühl eine Rolle spielen. Wer sich wohl und informiert fühlt, wer Geborgenheit und Sicherheit wahrnimmt, trifft meist die richtige Entscheidung.
Orientierungsfragen, die bei der Entscheidung unterstützen können:
- Bedürfnisse und Wünsche:
Welche Bedürfnisse und Vorlieben hat die Person mit Demenz?
Wie wichtig ist die Erreichbarkeit des neuen Zuhauses für die Angehörigen? - Bauchgefühl:
Wie verhält sich das Personal während Ihres Besuchs gegenüber Ihnen und den Bewohnerinnen und Bewohner? Wird auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse eingegangen? Welche Atmosphäre und Umgangskultur nehmen Sie wahr? Wie werden Angehörige eingebunden? - Qualifiziertes Personal:
erhalten die Mitarbeitenden (auch die hauswirtschaftlichen Kräfte) Schulungen im Umgang mit Demenz? - Räumlichkeiten:
Sind die Räumlichkeiten auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichtet und bieten sie Orientierung zum Beispiel durch Beschilderungen/Piktogramme oder farbliche Markierungen sowie Sicherheitsvorkehrungen? - Angebote:
Wie flexibel gestaltet die Einrichtung ihre Angebote über den üblichen Wochenplan hinaus? Gibt es spezielle Angebote für die letzte Lebensphase und wie werden Angehörige einbezogen? - Umzug: Wie kann man den Übergang sensibel und ruhig gestalten und die Eingewöhnung unterstützen?

Rechtliche Grundlagen
Das Wohn- und Teilhabegesetz (WTG NRW) legt durch allgemeine Qualitäts- und Schutzvorgaben fest, dass es für Menschen mit Demenz geeignete Wohnformen gibt, die ihren besonderen Bedürfnissen gerecht werden. Es sichert jedoch keinen individuellen Rechtsanspruch auf einen Platz in einer solchen Wohnform. Die Zuweisung erfolgt vielmehr nach den verfügbaren Kapazitäten und individuellen Bedürfnissen.

Weitere Infos
Angebote für Menschen mit Demenz und Ihre Angehörigen
Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW [externer Link]
Deutsche Alzheimer Gesellschaft [externer Link]
Leben mit Demenz: Rechtliche Fragen [Deutsche Alzheimer]
Andere Fragen des Monats zum Thema Demenz: